Zusammen mit den beiden diensthabenden Krankenschwestern Sonja Flei­scher (hinten) und Angela Cretti (rechts) kann Britta Bötel ihre Freude über die beiden großen Spenden teilen – natürlich immer mit Corona-Sicher­heitsabstand.

„Es ist berührend zu sehen, dass in schwierigen Zeiten etwas so Gutes geschieht.”

Es war ein Hilferuf, den das Hospiz in Salzgitter-Bad vor kurzem über unsere Zeitung ab­gesetzt hat. Die drohende Finanz­not und die Auswirkungen der Co­rona-Pandemie mit ihren Kontakt­beschränkungen treffen die Ein­richtung hart. Das Spendenauf­kommen riss fast vollständig ab. Und ohne Spenden kann das Hos­piz, das in diesem Jahr sein 15-jähri­ges Bestehen begeht, nicht existie­ren. Mehr als 150.000 Euro muss Geschäftsführerin Britta Bötel pro Jahr einwerben.

Umso größer ist bei ihr aktuell die Freude und die Dankbarkeit über einen Lichtkegel in düsteren Zei­ten. Über Zeichen der Mitmensch­lichkeit, der Wertschätzung und So­lidarität.

Angefangen hat es mit einer Stie­ge Milch vor der Hospiz-Tür. In dem Zeitungsbeitrag hatte Bötel deut­lich gemacht, dass es Schwierigkei­ten gibt, größere Mengen an Be­darfsgütern einzukaufen. Dann wurde Desinfektionsmittel abgege­ben, Frauen boten sich an, Mund­schutz selbst zu nähen. Erste Geld­spenden gingen ein. Rund 1.200 Euro kamen so zunächst zu­sammen. Eine Dame zog ihre jährli­che Spende vor, damit aufgrund der erhöhten Ausgaben kein Engpass bei der Liquidität entsteht.

Dann, am vergangenen Donners­tag, entdeckte eine Mitarbeiterin einen ersten Umschlag im Briefkas­ten. ,,Dem Hospiz helfen mit einer Spende” stand da handschriftlich geschrieben. Der edle Spender rief später mit unterdrückter Nummer an und versicherte sich, ob das Geld auch angekommen sei. ,,So konnte ich ihm danken. Das lag mir sehr am Herzen”, schildert Bötel.

Am Dienstag fischte Hospiz­Krankenschwester Sonja Fleischer allerlei Rechnungen aus dem Post­kasten – und einen dezent-auffälli­gen braunen DIN-A5-Umschlag, den sie Bötel übergab. ,,Anonyme Sp … “, konnte sie durch das Adressfenster hindurch lesen. ,,Mir klopfte das Herz.” Und das noch schneller, als sie und ihre Mitarbeiterinnen das Kuvert öffneten. ,,Anonyme Spende für Ihre Arbeit” hieß es voll­ständig. 10.000 Euro steckten da­rin. Die Schrift ist eine andere als beim ersten Mal.

“Wir sind tief bewegt, das tut unendlich gut und hilft in der schwieri­gen Zeit umso mehr”, freut sich die 48-Jährige und ihre Stimme schwankt. Wie sehr diese Sätze von Herzen kommen, ist auch am Telefon zu hö­ren. ,,Danke! Die Welle der Hilfsbe­reitschaft zeigt, wie viel den Men­schen in Salzgitter die Hospizarbeit bedeutet. Sie schätzen unsere Arbeit wert und dabei ist zunächst unerheblich, welche Höhe eine Spende hat, die Solidarität zählt. Al­les hilft! Und für manche Menschen sind 5 Euro so viel wie für andere 500.”

Bötel verspricht: ,,Es ist berüh­rend zu sehen, dass Menschen so viel Mitgefühl zeigen. Dass in schwierigen Zeiten etwas so Gutes geschieht. Wir versuchen durchzu­halten.”

Salzgitter-Zeitung vom 08.04.2020

Text: Erik Westermann
Bild: Privat